Ein Kandidat für Brüssel aus dem Landkreis Sonneberg

Nur eine Partei kann ihn bezüglich Programm, politischem Stil und demokratischem Selbstverständnis ausreichend überzeugen, ansonsten wäre er wohl bei den Freien Wählern zu Hause, meint der 42jährige leitende IT-Administrator aus der Gemeinde Frankenblick. Seit fast zehn Jahren wohnt der aus Untersiemau stammende gebürtige Coburger nun in Seltendorf, dem Ort aus dem kurioserweise auch der gleichaltrige Coburger ÖDP-Landratskandidat und –Kreisrat Christoph Raabs stammt. Nachdem die Ökologisch-Demokratische Partei zusammen mit den Freien Wählern erfolgreich die 3%-Hürde für die Europawahl in Deutschland gekippt hat, zählt nun jede Stimme, um, realistisch betrachtet, zwei bis drei Sitze im Europaparlament zu erreichen. Die Öko-Demokraten stehen ganz klar positiv zu Europa und zur europäischen Idee, sind mit der EU in der heutigen Form und deren Politik jedoch wenig zufrieden. Sie lehnen die Freihandelsabkommen TIPP und CETA genauso ab wie den Rettungsschirm ESM, die Bankenrettung und die gängige Praxis der massiven Subventionierungspolitik. Weiterhin setzt sich die seit 1982 existierende und sehr familien- und tierfreundliche Partei engagiert für direkte Demokratie und mehr Bürgerbeteiligung ein. Ihre größten politischen Erfolge hatte die ÖDP bisher in Bayern. So initiierte sie u.a. die erfolgreichen Volksentscheide für die Abschaffung des Bayerischen Senats und einen besseren Nichtraucherschutz. Bundesweit stellen die stark christlich-humanistisch geprägten Ökologen derzeit mehr als 400 Mandate in lokalen und Kreisparlamenten, darunter auch einige Bürgermeister. Für bundesweites Aufsehen sorgte auch die Forderung nach einem Mindestlohn von 11 Euro. Hat Die Linke die Berechnungsgrundlage übernommen und kommt auf 10 Euro Mindestlohn, woraus sich eine Rente ergibt, die lediglich der sozialen Mindestsicherung entspricht, so will die ÖDP zusätzlich noch erreichen, dass sich Arbeiten auch wirklich lohnt. Alleinstellungsmerkmal unter den Parteien in Deutschland ist der vollständige Verzicht auf Firmen- und Konzernspenden. Zur letzten Bundestagswahl erreichte die ÖDP in Thüringen bei den Zweitstimmen das zweitbeste Ergebnis im Vergleich der Bundesländer. Martin Truckenbrodt ist als Gründer und Vorsitzender des parteiunabhängigen Vereins Henneberg-Itzgrund-Franken e.V. in Sonneberg und in ganz Südthüringen kein völlig Unbekannter mehr und hofft nach den Kommunal- und Europawahlen in Sonneberg einen ÖDP-Kreisverband gründen zu können. Für viele für Sonneberg relevante Themen vermisst er derzeit eine wirkliche Opposition in der Tagespolitik.